Domchor & Domorchester
Cornelia Horak, Sopran
Monika Schwabegger, Alt
Jan Petryka, Tenor
Stefan Zenkl, Bass
Ludwig Lusser, Orgel
Otto Kargl, Leitung
„Wenn Wien doch nicht so vergnügungssüchtig wäre. Die Stadt drängt mich, in mich zu gehen und ein sakrales Werk zu schreiben.“ Felix Mendelssohn-Bartholdy
Wie variabel geistliche Texte in Konzertkompositionen eingesetzt werden
können, davon zeugt dieser Abend im Dom zu St. Pölten. Auf dem Programm
steht neben dem Te Deum von Anton Bruckner romantische Chormusik von
Felix Mendelssohn Bartholdy.
Das Te Deum gilt als der christliche Lob- und Dankhymnus schlechthin und
wurde dementsprechend oft vertont. Dabei erlebte der „Hymnus des
Ambrosius“ einen interessanten Wandel: Das ursprünglich fröhliche
Morgenlob mit nachdenklichem Ausklang wurde schnell von der Politik
annektiert und entwickelte sich abseits seiner Bestimmung zum Lobgesang
der göttlichen Ehre auch zu einer Art Triumpfhymne für weltliche Mächte.
Neben der berühmten Version von Marc-Antoine Charpentier, der es damit
bis zur Signation von Übertragungen der European Broadcasting Union
gebracht hat, findet sich auf der Liste der „Te Deum“-Komponisten alles,
was Rang und Namen hat - von Palestrina bis Pärt. Eine der subtilsten
Vertonungen stammt jedoch von Anton Bruckner.
Wien um 1880: Der weltweit gefeierte oberösterreichische Orgelvirtuose
und Komponist Anton Bruckner lehrt nach Aufenthalten in London, Paris
und Bayreuth nun an den bedeutendsten musikalischen
Bildungseinrichtungen der Stadt. Hier entstehen acht seiner neun
Symphonien – dabei ist er als glühender Verehrer von Richard Wagner in
den Streit der „Brahmsianer“ und der „Wagnerianer“ verwickelt und
deshalb in Wien heftigen Kontroversen ausgesetzt. Jede Aufführung einer
seiner Symphonien löst neben der frenetischen Begeisterung seiner
Schüler in gleichem Maße hämische Angriffe der Musikkritiker aus, erst
durch Erfolge in Deutschland sollte ihm gegen Ende des Jahrhunderts als
Komponist auch hierzulande die Ehre widerfahren, die ihm gebührte.
Bruckners Chorwerke waren im wesentlichen Vorbereitung auf seine
eigentliche Berufung als bedeutendster Symphoniker der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts und auch das „Te Deum“ wird auf Anregung des
Komponisten immer wieder als „Finale“ der unvollendeten 9. Symphonie
aufgeführt.
Es ist aber ein selbständiges Werk von herausragender Qualität. Die
mitreißende, affirmative Gewalt des reinen C-Dur, das an entscheidenden
Stellen des Werkes wiederkehrt, ist ein elementares Glaubenssymbol des
romantischen Klanggefühls, dessen Wirkung man sich kaum entziehen kann.
Schon der Beginn mit der lapidaren Streicherfigur, ein absteigender
Dreiklang ohne Terz, die weite Strecken des Werkes durchzieht, legt mit
dem machtvollen Chor-Unisono „Te Deum laudamus“ den Charakter der
Komposition fest. Bruckner erreicht hier ein beeindruckendes Maß an
Einfachheit und fraglos-gläubiger C-Dur-Positivität. Der Schlussteil des
Werkes wird mit dem A-capella-Soloquartett „In te, Domine, speravi“
eröffnet und steigert sich mit Chor und Orchester in eine gewaltige
Doppelfuge, deren Thema an Johann Sebastian Bach denken lässt, und die
das Werk in leuchtendem Jubel beschließt.
Teresa Vogl
TE DEUM / A. Bruckner - Domkonzert
So, 19.6.2022 / 18.00 Uhr / Domkirche
Domchor und Domorchester bringen ihren Facettenreichtum zur Geltung, wenn A. Bruckners Te Deum und das Agnus Dei aus der f-moll Messe erklingen. Weitere Programmpunkte sind romantische Chormusik von Felix Mendelssohn Bartholdy und eine virtuose Orgel-Toccata aus dem 20. Jahrhundert von Jean Guillou.
Eintrittskarten an der Abendkassa
€ 34 Normalpreis, € 17 Schüler/Student