TE DEUM / A. Bruckner - Domkonzert

So, 19.6.2022 / 18.00 Uhr / Domkirche

Domchor und Domorchester bringen ihren Facettenreichtum zur Geltung, wenn A. Bruckners Te Deum und das Agnus Dei aus der f-moll Messe erklingen. Weitere Programmpunkte sind romantische Chormusik von Felix Mendelssohn Bartholdy und eine virtuose Orgel-Toccata aus dem 20.  Jahrhundert von Jean Guillou.

Eintrittskarten an der Abendkassa
€ 34 Normalpreis, € 17 Schüler/Student

Domchor & Domorchester                          

Cornelia Horak, Sopran
Monika Schwabegger, Alt
Jan Petryka, Tenor
Stefan Zenkl, Bass

Ludwig Lusser, Orgel
Otto Kargl, Leitung

„Wenn Wien doch nicht so vergnügungssüchtig wäre. Die Stadt drängt mich, in mich zu gehen und ein sakrales Werk zu schreiben.“ Felix Mendelssohn-Bartholdy

Wie variabel geistliche Texte in Konzertkompositionen eingesetzt werden können, davon zeugt dieser Abend im Dom zu St. Pölten. Auf dem Programm steht neben dem Te Deum von Anton Bruckner romantische Chormusik von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Das Te Deum gilt als der christliche Lob- und Dankhymnus schlechthin und wurde dementsprechend oft vertont. Dabei erlebte der „Hymnus des Ambrosius“ einen interessanten Wandel: Das ursprünglich fröhliche Morgenlob mit nachdenklichem Ausklang wurde schnell von der Politik annektiert und entwickelte sich abseits seiner Bestimmung zum Lobgesang der göttlichen Ehre auch zu einer Art Triumpfhymne für weltliche Mächte. Neben der berühmten Version von Marc-Antoine Charpentier, der es damit bis zur Signation von Übertragungen der European Broadcasting Union gebracht hat, findet sich auf der Liste der „Te Deum“-Komponisten alles, was Rang und Namen hat - von Palestrina bis Pärt. Eine der subtilsten Vertonungen stammt jedoch von Anton Bruckner.

Wien um 1880: Der weltweit gefeierte oberösterreichische Orgelvirtuose und Komponist Anton Bruckner lehrt nach Aufenthalten in London, Paris und Bayreuth nun an den bedeutendsten musikalischen Bildungseinrichtungen der Stadt. Hier entstehen acht seiner neun Symphonien – dabei ist er als glühender Verehrer von Richard Wagner in den Streit der „Brahmsianer“ und der „Wagnerianer“ verwickelt und deshalb in Wien heftigen Kontroversen ausgesetzt. Jede Aufführung einer seiner Symphonien löst neben der frenetischen Begeisterung seiner Schüler in gleichem Maße hämische Angriffe der Musikkritiker aus, erst durch Erfolge in Deutschland sollte ihm gegen Ende des Jahrhunderts als Komponist auch hierzulande die Ehre widerfahren, die ihm gebührte.

Bruckners Chorwerke waren im wesentlichen Vorbereitung auf seine eigentliche Berufung als bedeutendster Symphoniker der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und auch das „Te Deum“ wird auf Anregung des Komponisten immer wieder als „Finale“ der unvollendeten 9. Symphonie aufgeführt.

Es ist aber ein selbständiges Werk von herausragender Qualität. Die mitreißende, affirmative Gewalt des reinen C-Dur, das an entscheidenden Stellen des Werkes wiederkehrt, ist ein elementares Glaubenssymbol des romantischen Klanggefühls, dessen Wirkung man sich kaum entziehen kann. Schon der Beginn mit der lapidaren Streicherfigur, ein absteigender Dreiklang ohne Terz, die weite Strecken des Werkes durchzieht, legt mit dem machtvollen Chor-Unisono „Te Deum laudamus“ den Charakter der Komposition fest. Bruckner erreicht hier ein beeindruckendes Maß an Einfachheit und fraglos-gläubiger C-Dur-Positivität. Der Schlussteil des Werkes wird mit dem A-capella-Soloquartett „In te, Domine, speravi“ eröffnet und steigert sich mit Chor und Orchester in eine gewaltige Doppelfuge, deren Thema an Johann Sebastian Bach denken lässt, und die das Werk in leuchtendem Jubel beschließt.

Teresa Vogl